Special: Künstliche Intelligenz

4. Chancen und Risiken der KI

Die intelligente Technik löst sehr unterschiedliche Reaktionen vom blindem Fortschrittsoptimismus bis hin zu schlichter Technikverweigerung aus. Für eine Vielzahl von Anwendungen stellt sich die Technologie als „Black-Box“ dar: Es ist für Nutzer, Betroffene und oftmals selbst für die Experten nicht nachvollziehbar oder ausreichend transparent, wie das KI-System zu Entscheidungen oder Ergebnissen gekommen ist. Erklärbarkeit und Transparenz von KI sind für viele aber der Schlüssel für das Vertrauen in die KI.

Zudem gibt es positive und negative Zukunftsprognosen darüber, wie diese neuen Technologien unser Leben verändern werden. Welche Chancen und Risiken sind also mit künstlicher Intelligenz verbunden?

KI verspricht vor allem Wirtschaftswachstum und Effizienzgewinne quer durch alle Branchen. Wichtige Vorteile der Technologie betreffen die Arbeitswelt. KI könnte für wertvolle neue Arbeitsplätze und Arbeitserleichterung sorgen und insgesamt einen wirtschaftlichen Aufschwung und damit ein Mehr an allgemeinem Wohlstand bedeuten. Es werden einschneidende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt erwartet, auch wenn sich gegenwärtig die Folgen für den Arbeitsmarkt noch nicht eindeutig abschätzen ließen. Eine Abkehr von traditioneller Lohnarbeit, die Schaffung von Grundeinkommen und mehr Freizeit für den Menschen werden angeführt und diskutiert.

Durch KI-getriebene Datenwissenschaft ist es möglich geworden, in großen Datenmengen („Big Data“) Muster, Untergruppen und Zusammenhänge zu erkennen, was neue Anwendungspotenziale gerade bei personenbezogenen Daten eröffnet.

Hinzu kommt, dass jede technische Neuerung mehr Komfort im Alltag bringt und zur Entlastung des Verbrauchers führt. Das bezieht sich auf das selbstfahrende Auto genauso wie auf die intelligente Übersetzungs-Software.

Auch bei Aufgaben von öffentlichem Nutzen hat KI erhebliche Vorteile – schließlich haben Maschinen eine geringere Fehlerquote als Menschen, und ihre Leistungsfähigkeit ist enorm. Insbesondere im Gesundheitswesen und in der Justiz bewertet man die große Vielseitigkeit intelligenter Maschinen als vielversprechend. Es ist zu vermuten, dass mit dem Fortschritt der Technik sich auch die Einsatzbereiche künstlicher Intelligenz dort weiter ausdehnen.

Aber alle die genannten Vorteile haben meist eine Kehrseite. Prominente Experten wie der verstorbene Physiker Stephen Hawking oder Silicon-Valley-Ikone Elon Musk warnen eindringlich auch vor den Risiken von KI.

Sieht man von dem derzeit entfernt zu sein scheinenden Risiko der Abschaffung der Menschen durch eine „Superintelligenz“ ab, so bleiben doch auch im Bereich der bereits heute eingesetzten schwachen KI eine Reihe von Risiken bestehen die nicht nur Skeptiker auf den Plan rufen.

Hierzu gehören die schleichende und wachsende Abhängigkeit des Menschen von technologischen Systemen, sei es in der medizinischen Versorgung, beim Einsatz von Pflegerobotern, persönlichen Assistenten oder intelligente Algorithmen im Netz. Kritiker führen an, dass der Mensch zunehmend seine Privatheit und Selbstbestimmung aufgibt. Hinzukommt das Sammeln und Auswerten von immer mehr Trainingsdaten zur genaueren Auswertung und Kommerzialisierung durch die Unternehmen. Dies birgt die Gefahr der Schaffung von Monopolen auf Daten und Inhalten. Die Weiterverarbeitung von Daten durch KI-Technologien wird für Verbraucher immer schwerer nachzuvollziehen und zu überwachen, so der Tenor der Kritiker. Stattdessen hätten Unternehmen und Experten mit dem entsprechenden technischen Know-how die alleinige Kontrolle.

Ein weiteres Risiko liegt in der zunehmenden Personalisierung von Inhalten und Informationen. Es entstehen Filter- oder Informationsblasen die das „Weltbild“ des einzelnen immer enger werden lassen, was die selektive Wahrnehmung und damit eine wachsende „ideologische Distanz zwischen Individuen“ fördere. Hinzu käme das Risiko der Beeinflussung der Meinungsbildung: KI, die ihre Nutzer bis ins Detail kenne, oder der Einsatz von Social Bots, könnten die öffentliche Haltung beeinflussen.

Auch Algorithmen sind keine Garantie für Diskriminierungsfreiheit: Künstliche Technik liefert im Vergleich zum Menschen zwar häufiger neutralere Ergebnisse, doch immer wieder zeigt KI-Technik auch Voreingenommenheit gegenüber Geschlecht oder Herkunft von Personen. Noch schwieriger wird es, wenn Algorithmen Entscheidungen z. B. über eine Kreditvergabe treffen sollen oder wenn Rechenverfahren die Rückfälligkeitswahrscheinlichkeit von jugendlichen Kriminellen vorhersagen.

Ein anderes gewichtiges Risiko künstlicher Intelligenz bezieht sich auf ihren Einsatz in der Kriegsführung. Bereits 2015 warnten hunderte KI-Forscher und Wissenschaftler vor KI-gestützten autonomen Waffensystemen. Unter den Unterzeichnern waren Stephen Hawking und Elon Musk, aber auch Apple-Mitbegründer Steve Wozniak oder DeepMind-Mitbegründer Demis Hassabis.